Eine gesunde Portion Skepsis ist sehr gesund und schärft den Sinn für das
Metier. Im Gedicht "I am not a camera" von Auden heißt es:
Die Kamera bezeugt
visuelle Fakten: im Sein
ist das alles vielleicht nur Fiktion.
Rückblenden fälschen das Vergangene:
sie übersehen
die sich erinnernde Gegenwart . . .
Großaufnahmen sind eine Grobheit, und
außer im Zorn, vermeiden wir sie:
Liebende, einander nahend zum Kuss,
haben den Instinkt, die Augen zu schließen,
eh ihre Gesichter sich auflösen
in anatomische Daten".
Das Gedicht schließt:
Die Kamera mag
dem Lachen gerecht werden,
Sorgen - degradiert sie.
Fotografie und Film sind durch die Zeitläufe und ihre Kreativen erwachsener, reifer geworden und haben die Verantwortung entdeckt.
Doch im Dokumentarischen ist das In-flagranti der bevorzugte Modus. Aber es geht nicht um Enthüllung und Überführung sondern um den erzählstarken Augenblick, den emotionalen Moment. Grunddistanz und Taktgefühl dürfen nicht unterschritten werden. Die Risiken des Metiers sind zu beachten:
Die die Manipulationsbereitschaft des Objektiv-Blicks und die Tendenz zur
Selbstherrlichkeit.
Wir leben, um uns Geschichten zu erzählen.
Geschichten mit Bildern.
Lebendig aus unterschiedlichen Perspektiven.